Ein Tag auf der Alp

Trrrrrrn, ….. trrrrrrn… es ist 4.30 Uhr, der Wecker klingelt. Zeit aufzustehen für Senn- und Sennerin. Die Nacht ist sternenklar – kalt ist es draussen. Hans geht in die Käserei und nimmt die Käse vom Vortag aus den Formen und
trägt sie in den Käsekeller. Daniela macht Feuer in der Hütte für heiss Wasser und in der Käserei um den Dampfkessel aufzuheizen. Anschliessend schöpft sie den Rahm von der Abendmilch ab.
Schon fliegt der Mist aus dem Stall – Hans ist schon voller Energie so früh am Morgen. Er beginnt mit dem Melken. Es gibt hier keinen Stromanschluss und so läuft zur Stromerzeugung ein Generator. Gleichzeitig fängt Daniela an mit der Käsepflege im Keller – dem so genannten „Käs schmieren“.

„Gitz, gitz, gitz, gitz“ ertönt es laut über die Alp. Hans ruft die Geissen die an einem der Alphänge grasen zum Melken. Sie heben den Kopf und wandern gemächlich auf die Hütten zu. Inzwischen ist die Sonne über dem Seealpsee aufgegangen und alles erstrahlt im warmen Morgenlicht. Das Melkgeschirr wird von Hans gewaschen, zwischendurch legt er Feuerholz in der Käserei nach und auch die Temperatur der Milch, die gerade am Aufheizen ist hat er im Auge. Nun sind auch die Ziegen da und während Hans sie melkt kommen schon die ersten beiden Sennen um ihre Milch zu bringen. Daniela hat Frühstück gemacht, misst jetzt die Milch der Sennen und leert sie mit deren Hilfe in das Käsekessi. Jetzt ist aber Zeit für das Frühstück, es ist schon viertel vor sieben.
Dazwischen kommen weitere drei Sennen und Hans nimmt die Milch entgegen. Er versetzt die Milch des kleinen Kessis mit Kultur und beendet sein Frühstück.

Daniela räumt auf und begibt sich wieder in den Käsekeller. Der Keller ist schon wieder ziemlich voll und bis alle Käse geschmiert sind dauert es seine Zeit, trotz der Kässchmiermaschine. Die Arbeit muss sorgfältig gemacht sein sonst gibt es keinen schönen und guten Käse. Hans versetzt das grosse Kessi auch noch mit Kultur und das Kleine mit Lab. Danach lässt er das Vieh in den verschiedenen Ställen auf die Weiden. Derweil versetzt Daniela das grosse Käsekessi mit Lab.
Gerade rechtzeitig zum Verschneiden der dick gewordenen Milch im kleinen Kessi schafft es Hans zurück. Vieles läuft jetzt parallel –Zerschneiden im grossen Kessi, das Feuer in Gang halten, die Käseformen abwaschen, die Presswanne säubern und die Kessis aufheizen.

Inzwischen ist Daniela fertig mit „Kässchmieren“. Mit Hans Hilfe wird die Kässchmiermaschine aus dem Keller befördert. Daniela reinigt sie, stellt sie in den Keller zurück und macht sie wieder parat für morgen. Sie wendet die Käse im Salzbad und hilft nun Hans in der Käserei. Das kleine Kessi ist parat zum Abschöpfen und viele kleine Mutschlis werden abgefüllt. Heute gibt es Schnittlauchkäse. Schnittlauch schneiden war gestern Abend die Feierabendbeschäftigung von Hans und Daniela. Hans fegt das Kessi blitzblank während Daniela die „Mutschlistange“ in drei Laibe schneidet und sie mit Siebchen und Zwischenlegscheiben wieder in die Formen füllt. Es klingelt – das Rührwerk vom grossen Käsekessi zeigt an, dass auch der Käse zum Auszug bereit ist.
Mit Hilfe eines Bügels an dem ein Tuch befestigt ist und eines Aufzugs hebt Hans die Masse aus dem Kessi in die Presswanne. Dort werden die Käsekörner vorgepresst. Im Kessi zurück geblieben ist die frische, heisse Molke. Jetzt ein Molkebad – das wäre schön! Hans saugt die Molke mit einem Schlauch in die Molkebadwanne, die er zuvor sauber gefegt hat. Daniela zerschneidet derweil die Käsemasse in Würfel und füllt sie in die Formen. Die kleinen Mutschlis müssen nochmals in ihren Formen von Hans gewendet werden. Daniela fegt das grosse Käsekessi – nur noch ihr Kopf ist über dem Kessirand zu sehen. Da bellt der Hund. Besuch ist da – Hans kümmert sie um ihn. Daniela beginnt mit dem Mittagessen kochen. Auf dem alten, fasst nostalgisch wirkenden Ofen bereitet sie „Chäsmaggaronen“ (Käshörnli) zu. Holz nachlegen darf man dabei nicht vergessen. Dazwischen verpackt sie noch einige Käse – Marie-Luise, die Nachbarin braucht noch Nachschub für ihre kleine Beitz. Immer wieder zwischen durch werden die Käse in der Käserei gewendet.

Nach dem Zmittag und einem kurzen Schläfchen wendet Hans die Käse nochmals und Daniela nimmt einen Teil der Käse aus dem Salzbad. Es ist 13.00 Uhr und jetzt geht es weiter mit „Hagen“ (Zäune aufstellen) oben in den steilen Hängen. Das Hagen ist eine Gemeinschaftsarbeit. Noch zwei weitere Sennen und ihre Frauen helfen mit. Mühsam werden noch einige neue Pfähle den steilen Hang hinauf getragen. Die noch Brauchbaren vom Vorjahr sind gut verstaut unter einem Felsvorsprung. Den Sennen geht die Arbeit flott von der Hand – Pfähle verteilen, einschlagen, die beiden Stacheldrähte ausrollen und mit Hagraffen befestigen.

Es ist ein heisser aber traumhaft schöner Tag, der Blick von hier oben auf die Alp ist wunderbar. Nachdem der Zaun steht kehren alle zu den Alphütten zurück. Daniela wendet nochmals schnell die Käse in der Käserei. Jetzt sind alle noch auf einen „Kaffi und en Schwatz“ bei den Nachbarn eingeladen.
Vier Uhr ist schon vorbei – gerade sind die Geissen in der Nähe und Daniela ruft sie zum Melken. Jetzt ist schon wieder Zeit das Vieh in die Ställe zu holen. „Hohohoho, hohohoho“, klingt es von den verschiedenen Ställen her. Erstaunlich wie jede Kuh weis wo sie hingehört. 13 Kühe sind schon im Stall und Hans bindet sie an. Eine fehlt noch, sie ist nirgends zu sehen. Hans sucht sie mit dem Feldstecher und sichtet sie schliesslich hinter Buschwerk auf der Altenalperhalde. Sie scheint nichts zu hören und grast friedlich weiter. Daniela zieht mit Stock und Hund aus um sie herunter zu treiben.
Hans hat schon mit dem Melken begonnen als auch die letzte Kuh zur Stalltüre hereintrottet. Daniela wendet die Käselaibe in der Käserei, fegt die Hütte, analysiert die Milchproben, reinigt die Reagenzgläser und macht die Käsereibuchführung bzgl. der heutigen Produktion. Ein Stapel gebrauchter Käsebretter steht noch vor der Hütte. Daniela verschiebt die Arbeit auf Morgen – trocknen würden sie heute sowieso nicht mehr – denn die Sonne ist schon hinter den Bergspitzen verschwunden.

Daniela macht Abendessen und Hans füttert die Schweine. Die Sennen bringen noch die Abendmilch. Jetzt gibt es Abendessen. Senn und Sennerin sind geschafft von der Arbeit aber zufrieden mit ihrem Tagwerk.
Es ist halb zehn, es dunkelt – da hallt ein Gebet von den Bergwänden wieder – Hans ruft den Alpsegen mit dem traditionellen, hölzernen Trichter. Er bittet um Schutz vor Unheil und gutes Gelingen für alles Tun auf der Alp. Auch die Lichter der anderen Alphütten erlöschen, alle gehen schlafen. Morgen geht es wieder in aller Frühe los.